In den vergangenen 20 Jahren haben Medienunternehmen in Initiativen zum Digital Asset Management (DAM) investiert. Diese Projekte wurden häufig mit qualitativen und quantitativen Vorteilen begründet – insbesondere mit dem Mehrwert eines zentralen Repositories für Medieninhalte. Um spezifische funktionale und technische Herausforderungen zu lösen, wurden zunehmend spezialisierte, isolierte DAM-Systeme eingeführt. Dies ist häufig der Vielzahl marktspezifischer Angebote geschuldet, die auf einzelne Fachbereiche zugeschnitten sind. Die Folge: Medienunternehmen müssen mehrere Systeme parallel betreiben – was dem ursprünglichen Ziel zentral verfügbarer, durchsuchbarer Inhalte zuwiderläuft.
Konsolidierung: Ein DAM für alles?
Als Reaktion darauf entstanden „DAM-Konsolidierungsprojekte“ mit dem Ziel, ein zentrales DAM zu etablieren, das alle anderen ersetzt. In der Praxis zeigt sich jedoch: Ein einziges System, das alle spezialisierten Anforderungen erfüllt und abbildet, lässt sich schwer umsetzen. „Enterprise“-Lösungen bieten zwar breite Funktionalität, jedoch oft nicht die nötige Tiefe. Individuelle Anpassungen sind teuer, langwierig – und erfordern enge Abstimmung zwischen Bereichen mit unterschiedlichen Zielen. Hinzu kommt: Ein zentrales DAM erfordert, dass Geschäftsbereiche mit unterschiedlichen Interessen, Prioritäten und Eigenheiten eng zusammenarbeiten – ein weiterer Stolperstein. Daher werden viele dieser Projekte im Umfang reduziert und erreichen selten ihr volles Potenzial.
Trotz wechselnder Projektstrategien bleibt das zentrale Bedürfnis bestehen: ein unternehmensweiter Zugriff auf Assets. Der Branchentrend verschiebt sich weg von starren Monolithen hin zu flexibleren Lösungen – zum Beispiel durch den Aufbau von Microservice-Architekturen, die bestehende Systeme über APIs und föderierte Dienste verknüpfen. Dieses dezentrale Ökosystem unterscheidet sich grundlegend vom traditionellen „Enterprise Service Bus“. Microservices lassen sich schneller implementieren und besser an individuelle Geschäftsanforderungen anpassen. Dennoch bieten sie eine Plattform, um maßgeschneiderte Anforderungen der Fachbereiche zu erfüllen.
Bevor ein integriertes DAM-Ökosystem aufgebaut wird, müssen mehrere nicht-technische Faktoren berücksichtigt werden. Diese ergeben sich meist aus funktionalen oder organisatorischen Anforderungen und können entweder die Integration erleichtern oder erheblich erschweren. Es ist daher entscheidend, diese Faktoren frühzeitig zu analysieren und in die Planung einzubeziehen.
1) Klassifizierung von Inhalten
Terminologie und Taxonomie sind zentrale Erfolgsfaktoren. Wenn Inhalte systemübergreifend geteilt werden sollen, braucht es ein gemeinsames Verständnis – angefangen bei der Frage, was überhaupt ein „Asset“ ist. Unterschiedliche Definitionen und Abbildungslogiken erschweren den Datenaustausch. Eine frühzeitige Verständigung darüber, wie Daten abgebildet werden, ist deshalb ein kritischer und häufig unterschätzter erster Schritt. Denn: Eine Datei nützt wenig, wenn sie zwar übertragen, aber im Zielsystem nicht gefunden werden kann. Erst wenn Daten sinnvoll zwischen Systemen übersetzt werden, entsteht echter Mehrwert.
2) Sicherheitsmodelle
Ein durchdachtes Sicherheitsmodell ist unerlässlich – denn Systeme kennen die Nutzer, Gruppen und Rollen anderer Systeme meist nicht. Ohne eine abgestimmte Sicherheitsstrategie kann der Schutz von Inhalten im Zielsystem nicht sichergestellt werden. Sicherheitsmodelle entwickeln sich weiter – was zu Inkompatibilitäten führt.
Beispiel: In einem System erhalten Nutzer Zugriff, sobald eine Datei als „freigegeben“ markiert ist; in einem anderen erfolgt die Freigabe manuell pro Datei. Auch eine reine Abbildung von Nutzern oder Rollen ist langfristig nicht tragfähig, da sich diese kontinuierlich verändern. Wenn keine Ressourcen zur laufenden manuellen Pflege vorhanden sind, braucht es robustere, nachhaltigere Lösungen. Dafür gibt es bewährte Methoden – entscheidend ist Offenheit für kreative Ansätze. Die gewählte Strategie zur Überbrückung dieser Unterschiede sollte vor Projektbeginn festgelegt werden, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
3) Suchmechanismen
Sind Terminologie und Sicherheit geklärt, folgt die Frage nach einem geeigneten Suchmodell. Die Frage, wie nach globalen Assets gesucht wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Beispiele:
Gibt es eine föderierte Suche über alle Systeme hinweg?
Wird ein unternehmensweiter Suchindex aufgebaut?
Oder erfordert der Zugriff auf Altsysteme eine Replikation von Assets?
Die Antworten hängen maßgeblich von den Anforderungen der Nutzererfahrung und vom Commitment der jeweiligen Geschäftsbereiche sowie Systemverantwortlichen ab.
Trotz aller zuvor genannten Herausforderungen lohnen sich integrierte Ökosysteme. Durch einen integrierten Ansatz können einzelne Geschäftsbereiche weiterhin die Kontrolle über ihr eigenes Ökosystem behalten – einschließlich voller Kontrolle über ihre Workflows, Metadatenmodelle und Assets. So kann jede Abteilung selbst entscheiden, wie ihre Inhalte kategorisiert, gespeichert und getaggt werden und welche Richtlinien für sie gelten. Letztlich kann jeder Geschäftsbereich sein eigenes, maßgeschneidertes DAM-Erlebnis gestalten.
Neben Eigentümerschaft und individueller Anpassung können die Funktionen und die Benutzererfahrung eines DAM-Systems gezielt auf bestimmte Geschäftsfunktionen zugeschnitten werden. Das ermöglicht den Einsatz verschiedener DAM-Lösungen je nach Anwendungsfall der jeweiligen Abteilung. Beispielsweise kann das Marketingteam eine DAM-Lösung nutzen, die auf „Work-in-Progress“-Inhalte ausgelegt ist, während das Postproduktions-Team eine Lösung für die Distribution einsetzt. Das stellt sicher, dass unfertige Inhalte bereits vor der Veröffentlichung unternehmensweit zugänglich sind. Der Gedanke, integrierte Systeme zu nutzen, erlaubt es Unternehmen, auf keine Funktionen oder Prozesse verzichten zu müssen, sondern stets das „richtige Werkzeug“ für die jeweilige Aufgabe einzusetzen.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist der effiziente Austausch von Assets und Metadaten. Wenn Nutzer genehmigte Dateien über Abteilungsgrenzen hinweg auffinden und verwenden können, steigt die Wiederverwendung und gleichzeitig sinkt das Risiko, Inhalte neu erstellen zu müssen.
Die Verringerung isolierter DAM-Systeme verbessert die Fähigkeit, Inhalte und Metadaten sicher, automatisiert und intuitiv zu übertragen. Das kann zu stärkerer Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und effizienteren Kommunikationswegen führen. Zudem verringert die Systemintegration in der Regel Sicherheitsrisiken, da manuelle Schnittstellen reduziert werden, und ermöglicht gleichzeitig ein zentrales Tracking der Asset-Nutzung über verschiedene Systeme hinweg.
Um diese Vorteile zu realisieren, beginnen Medienunternehmen zunehmend damit, diese Prozesse und Funktionen in unabhängige Microservices zu überführen. Die Nutzung von Microservices bedeutet, unabhängige Dienste zu schaffen, die zusammenarbeiten – was die Gesamtsystemkomplexität reduziert. Dies führt zu schnelleren Entwicklungszyklen, minimiert Auswirkungen auf das Gesamtsystem bei neuen Deployments und fördert Wiederverwendbarkeit.
Microservices gelten zunehmend als bevorzugte Architektur, um eine interoperable Kommunikation zwischen beliebig vielen Systemen zu ermöglichen. Sie erlauben es, spezifische Funktionen aus bestehenden oder neuen Anwendungen gezielt herauszulösen und anderen Systemen im verbundenen Ökosystem bereitzustellen. Dieser Architekturansatz hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Unternehmen schnell neue Funktionen und Angebote für ihre Nutzer umsetzen können.
Durch die Kombination von Microservices mit Cloud-Hosting profitieren Organisationen zudem von der Möglichkeit, Dienste automatisch gemäß den spezifischen Anforderungen und der tatsächlichen Nutzung zu skalieren. Es ist nicht mehr erforderlich, den gesamten Anwendungstack eines DAM-Systems zu erweitern, nur um eine einzelne Komponente zu skalieren. Stattdessen können einzelne Microservices proaktiv überwacht und bei steigender Last automatisch mit minimalem Aufwand hochskaliert werden.
Der Wandel weg von monolithischen DAM-Konsolidierungsansätzen hin zu integrierten Lösungen bringt zwar zahlreiche Herausforderungen mit sich – doch die Vorteile bereiten Organisationen darauf vor, langfristig zukunftsfähig zu sein. Aspekte wie gemeinsame Terminologie, Taxonomien, Sicherheitsmodelle und Suchmechanismen können ein Projekt zum Scheitern bringen, wenn sie nicht von Beginn an berücksichtigt werden. Deshalb ist es entscheidend, dass Stakeholder und Technologieteams ein gemeinsames Verständnis der übergreifenden Geschäftsprozesse sowie der technischen und organisatorischen Herausforderungen bei der Integration von DAM-Systemen entwickeln.
Unternehmen behalten mit Cloud-Technologien und Microservices die Kontrolle über individuelle Anforderungen und ermöglichen einen effizienten Austausch von Assets und Metadaten innerhalb der gesamten Organisation. Gleichzeitig bleiben sie skalierbar, um globalen Anforderungen gerecht zu werden. Geschäftsanforderungen und Technologien entwickeln sich stetig weiter. Um als Medienunternehmen wettbewerbsfähig und relevant zu bleiben, ist eine Plattform essenziell, die diesen Wandel flexibel unterstützt.
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